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Die Kulturzeitschrift wurde im Jahr 1890 von dem Theaterkritiker Otto Brahm und
dem Verleger S. Fischer 1890 ins Leben gerufen und erschien zunächst wöchentlich
unter dem Namen Freie Bühne für modernes Leben, ab 1892 dann monatlich
als Freie Bühne für den Entwicklungskampf der Zeit, ab 1894 – in
Anlehnung an Julius Rodenbergs Deutsche Rundschau – als Die
Neue deutsche Rundschau und wurde 1904 schließlich in Die neue
Rundschau umbenannt; unter diesem Namen erscheint die Zeitschrift bis
heute, seit 1945 vierteljährlich. Angetreten war sie als Organ der neuen,
‚revolutionären‘, d.h. naturalistischen Dichtung, das Werte wie
‚Wahrheit‘ verfolgen und gegen die ‚Lüge‘ in jeder Form
vorgehen wollte. In diesem Sinne proklamierte Otto Brahm im ersten Heft:
„Eine neue Bühne für das moderne Leben schlagen wir auf. Im Mittelpunkt
unserer Bestrebungen soll die Kunst stehen; die neue Kunst, die die Wirklichkeit
anschaut und das gegenwärtige Dasein. […] Die Kunst der Heutigen umfaßt
mit klammernden Organen alles was lebt, Natur und Gesellschaft; darum knüpfen
die engsten und die feinsten Wechselwirkungen moderne Kunst und modernes Leben
aneinander, und wer jene ergreifen will, muß streben, auch dieses zu
durchdringen in seinen tausend verfließenden Linien, seinen sich kreuzenden und
bekämpfenden Daseinstrieben.“ Diesem Programm entsprechend bot die
Freie Bühne nicht nur den Stücken etwa von Henrik Ibsen und Gerhart
Hauptmann ein Forum, sondern darüber hinaus Auseinandersetzungen mit dem
‚modernen‘ Leben insgesamt. So bieten die beiden Jahrgänge des
ersten Berichtszeitraums 1890/91 neben Bereichen wie Bildende Kunst und
Musik und Ästhetik und allgemeine Begründung des Realismus auch
die Rubrik Zur sozialen Frage. Nach den erwähnten Umbenennungen, die
Folge eines Richtungsstreits waren und mit der Neubesetzung der Redaktion
endeten (ab 1894 war Oskar Bie leitender Redakteur), nahm die Zeitschrift
zunehmend eine überparteiliche Haltung ein und widmete sich immer populäreren
Inhalten. Spätestens mit der Jahrhundertwende und dem zweiten, kontrastiven
Berichtszeitraum 1900/1901 war die Phase der Konsolidierung abgeschlossen und
eine Position eingenommen, die sich nicht mit der ursprünglich angestrebten
deckte: Erreicht war der Aufstieg ins ‚kulturelle Establishment‘,
und so konnte Ernst von Wolzogen 1906 im Literarischen Echo
konstatieren: Wie die „ernsthaften Literaturfreunde älterer Richtung
[…] ihre Paetelsche“ Rundschau hätten, so besäßen
diejenigen „neuerer Richtung“ „ihre Fischersche“
Rundschau; und wie die Rodenbergsche Rundschau vertrat auch
die Fischersche einen liberalen Standpunkt und zeigte sich erst mit dem Ausbruch
des Ersten Weltkriegs an Tagesereignissen interessiert. Im Gegensatz zur
Deutschen Rundschau allerdings belieferten die Neue deutsche
Rundschau zwar auch Professoren wie der Philosoph Georg Brandes, der
Soziologe Werner Sombart oder der Philosoph Max Scheler, vor allem aber freie
Autoren wie beispielsweise Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Hugo von
Hofmannsthal, Alfred Kerr oder Romain Rolland, um aus der langen Reihe
prominenter Beiträger nur einige herauszugreifen.
(Christoph Jürgensen)
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